RUCKSACK-TREKKING ZU DEN INKAS
Peru
Verlassene Inka-Städte, fliegende Kondore und der tiefste Canyon der Erde – eine Trekking-Reise nach Peru bietet Kultur und Natur.
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Kilometer um Kilometer schlängeln sich die alten schmalen Steinpfade durchs Gebirge. Bisweilen durchquert der Inka-Trail auch das üppige Dickicht des Regenwaldes. Und ganz am Ende erwartet die Wanderer in schwindelerregender Höhe das große Ziel: Die Inka-Stadt Machu Picchu.
Die Bergführerin Gundula Tackner, Leiterin der Alpinschule am Tauern, begleitete im Juni 2011 drei Wochen lang eine Gruppe wanderfreudiger Reisender durch Peru. Von Wien ging es mit dem Flugzeug in die Hauptstadt Lima. Um diesen Schmelztiegel der Kulturen zu entdecken, stand der zweite Tag der Reise zur Verfügung.
Zwei Tage zum Akklimatisieren
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Dann begann die Gruppe langsam mit den Vorbereitungen für die Trekkingtouren. Wie bei jedem Aufenthalt in besonders hoch gelegenen Regionen, standen zunächst zwei Tage zur Akklimatisierung auf dem Programm. Dazu eignet sich Lima, das am Meer und damit nahe Normalnull liegt, nicht. Die Stadt Cusco hingegen thront in den Anden auf rund 3.400 Metern in luftiger Höhe und ist zur Akklimatisierung an die große Höhe ideal. Außerdem ist sie für Kulturinteressierte ein gefundenes Fressen. Die wechselvolle Geschichte des UNESCO-Welterbes machte sie einst zur Hauptstadt des Inkareiches. Später hinterließen die spanischen Kolonialherren zahlreiche Spuren ihrer Kultur in der Stadt. Heute laden zahlreiche Kirchen, Museen und Ruinen aus der Inkazeit ein, die Vielfalt der Stadt zu entdecken. Zudem ist Cusco der optimale Ausgangspunkt, um den Inkatrail zu erwandern.
Trekken zu den Inkas
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Das erste Stück des Weges wurde mit dem Zug zurückgelegt, ab der Haltestelle „Kilometer 108“ ging es dann zu Fuß weiter. Das Gepäck übernahmen Träger, die Wanderer konnten sich voll dem immer wieder atemberaubenden Ausblick entlang des Weges widmen. „Der Inkatrail ist von der Landschaft her extrem beeindruckend. Weit unten im Tal sieht man immer wieder den Urubamba-Fluss. Zuweilen erscheint einem die Natur richtig bizarr“, berichtet Gundula Tackner. Und immer wieder gibt der Trail zwischen dichter Vegetation den Weg frei in tief eingeschnittene Täler. Angst, dass der Weg zu schwierig zu gehen ist, ist unbegründet. Die ganze Zeit wandert man in einer Höhe von zirka 2.000 Metern über dem Meeresspiegel auf den von den Inkas ausgebauten Pfaden, die großteils mit Steinen „gepflastert“ sind. Stufen machen die Überwindung der Höhe oftmals leichter. „Der Trail ist zwar teilweise steil, aber man muss nicht klettern“, meint die Bergführerin. Eine Herausforderung für den ungeübten Wanderer könnte jedoch der „Pass der toten Frau“ sein. Hier klettert der Weg bis auf 4.000 Höhenmeter hinauf.
Unterwegs passiert man entlang des gesamten Weges immer wieder Inkaruinen und verlassene Stätten, wer jedoch auf die Idee kommt, dort über Nacht zu campieren, wird enttäuscht. Die Übernachtung ist nur in fixen Camps entlang des Weges erlaubt. Zum Schutz der Natur und der antiken Stätten, vor allem aber, um das Müllproblem unterwegs zu verringern, ist die Anzahl der Personen, die den Trail pro Tag begehen dürfen, auf 500 begrenzt. Rechtzeitige Anmeldung ist also unbedingt nötig, wenn man den Inkatrail erwandern möchte.
Großes Ziel Machu Picchu
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Am Ende das Trails erwarten die Wanderer die Ruinen der geheimnisvollen Stadt Machu Picchu. Die Heilige Stadt der Inkas gibt den Forschern bis heute viele Rätsel auf. Ihre besondere Lage auf dem gleichnamigen Berg macht einen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. „Endlich steht man am Sonnentor und blickt hinunter auf die Stadt. Das ist ein ganz besonderer Moment“, schildert Tackner. Im Gegensatz zur relativen Einsamkeit auf dem Trail ist der Ort von vielen Touristen bevölkert. Da die Gruppe die Stadt erst am Abend erreichte, hatten wir auch noch den nächsten Tag Zeit, die Ruinen zu erkunden. Übernachten kann man in Aguas Calientes, eine Art Service-Stadt für Machu Picchu, am Urubamba Fluss gelegen.
Weiter zum Titicacasee
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Die Peru-Reise führte nun von Machu Picchu zurück nach Cusco und weiter nach Puno am Titicacasee. Der höchste schiffbare See der Erde liegt auf rund 4.000 Metern. Von Puno aus setzte die Gruppe mit dem Schiff über zur Insel Amantani, wo neben der Begehung des höchsten Punktes der Insel eine Übernachtung bei Einheimischen auf dem Programm stand. „Es war eine sehr interessante Zeit, wir haben einen tollen Einblick in das Leben der einheimischen Bevölkerung bekommen. Da die meisten von uns kein Spanisch konnten, haben wir uns mit Händen und Füßen verständigt“, erzählt Gundula Tackner.
Am nächsten Tag brach die Reisegruppe von Amantani zur kleinen Insel Taquile auf. Eine Wanderung rund um die Insel brachte schöne Ausblicke auf den Titicacasee. „Wir waren überrascht zu sehen, dass es dort ausschaut wie an der Adria. Mitten in Peru herrschte plötzlich ein fast mediterranes Flair. Und in der Ferne erblickte man die Berge Boliviens“, erinnert sich die Bergführerin.
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Im tiefsten Canyon der Erde
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Mit dem Colca-Trek erwartete die Reisegruppe ein weiteres besonderes Erlebnis. Das Colca-Tal (Colca Canyon) ist eine Schlucht bei Chivay, 97 km nördlich von Arequipa. Sie ist, je nachdem ob man vom höchsten Berggipfel nahe der Schlucht aus bis zum Río Colca misst oder vom Rand der Schlucht, 3.269 m bzw. 1.200 m tief. Zum Vergleich: Der Grand Canyon ist etwa 1.800 m tief.
Nach dem Abstieg in den Canyon übernachtete die Gruppe ein weiteres Mal bei Einheimischen. Durch das tiefe Tal, in dem unglaublich hohe Temperaturen herrschen und Avocadobäume wachsen, ging es zu Fuß weiter. Wie eine Fata Morgana tauchte auf dem Weg eine „Oase“ auf. „Plötzlich kamen wir an eine grüne Insel, es war wie im Paradies. Wir haben dort gebadet und eine Erholungspause eingelegt“, berichtet Gundula. Aus dem „Paradies“
wanderte die Gruppe - stolze 1200 Höhenmeter - weiter nach Cabanaconde. In der Nähe dieser Stadt konnte sie ein ganz eindrückliches Naturschauspiel beobachten: In der besonderen Thermik des Canyons flogen die
Kondore mit bis zu drei Metern Flügelspannweite ganz nahe am Aussichtpunkt vorbei.
Furioses Finale
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Die nächste Station der Reise war Arequipa. Der 5.672 Meter hohe Ubinas diente der Gruppe zum „Warmlaufen“ und zur Akklimatisierung für die nächste Herausforderung, den Nevado Chachani, der stolze 6.078 Meter in den Himmel ragt. Etwas unruhig zumute wurde wohl dem ein oder anderen Teilnehmer auf dem aktiven Vulkan Ubinas, als man in den über 1.000 Meter tiefen Krater blickte und den typischen Schwefelgeruch wahrnahm.
Im Basislager des Chachani stärkte sich die Gruppe zunächst vor der großen Tour und kochte gemeinsam mit ihren Betreuern. Zwar lagen nur gut 1.000 Höhenmeter vor den Wanderern, aber die hatten es in sich. „Diese Tour ist enorm anstrengend, weil man die große Höhe schon sehr merkt“, erklärt Gundula Tackner. Bis auf einen Teilnehmer, der die Höhe nicht vertrug und die Tour abbrechen musste, erreichten schließlich alle den Gipfel. „Das war ein ganz tolles Erlebnis, weil es für alle der erste 6000er war“, schwärmt die Bergführerin.
Ausspannen war nach dem furiosen Finale zum guten Schluss in Arequipa angesagt. „Wir haben dort - glücklich und zufrieden - nach der Anstrengung entspannt.“
Ein paar Reisetipps
Wer nun mit dem Gedanken spielt, selbst einmal eine Peru-Reise zu machen, kann nun von folgenden Tipps profitieren. Eine gute Kondition ist wichtig, genügend Zeit für die Akklimatisierung muss man unbedingt einplanen. „Vor Ort eine gute Trägermannschaft zu haben, ist auch ganz entscheidend. Da man sich diese Leute aber schon von Österreich aus organisieren muss, hat man das leider nicht in der Hand“, gibt Gundula Tackner zu bedenken. Die Sicherheitslage im Land bereitet ihr kein großes Kopfzerbrechen. „Wir hatten überhaupt keine Probleme. Aber man sollte sich vorher immer beim Außenministerium über die aktuelle Lage informieren.“ Und auf eines schließlich kann man sich bei einer Peru-Reise richtig freuen: „Das Essen ist wirklich sensationell!“