ORTLER HINTERGRAT I 3.905 m
Südtirol
Hochalpine, klassische Route auf Südtirols höchsten Berg - den Ortler
Eine außergewöhnliche Hochtour in Fels & Eis.
Planung und Vorbereitung
Mit dem Ziel vor Augen, den Ortler über den Hintergrat zu besteigen, begeisterte ich zwei meiner besten Freunde, mit mir Ausdauertrainings und Klettertouren im Grazer Bergland zu unternehmen. Lange Wanderungen & Bergtouren rund um den Hochschwab standen dabei auf dem Programm, frühmorgendliche Läufe vom Hilmteich durch den Leechwald nach Mariatrost und Genussklettereien bis zum 5. Schwierigkeitsgrad im Grazer Bergland.
Das nötige Material und die Ausrüstung für die geplante Hochtour auf den Ortler wurden im Vorfeld mit Gundula abgestimmt. Der Rucksack war mit Gurt, Karabiner, Bandschlingen, Sicherungsgerät, Expressschlingen, Reepschnur, Erste Hilfe Ausrüstung, Biwaksack, Steigeisen, Pickel, Helm, Seil, Hüttenschlafsack, Gore-Tex-Bekleidung, Müsliriegel, Thermosflasche und den privaten Utensilien für den alpinen Klassiker gut gefüllt.
Die empfohlene Ausrüstungsliste der Alpinschule am Tauern findest du hier.
Anreise und Ausgangspunkt
Auf der SS 40 vom Reschenpass kommend, in Sponding die Passstraße SS 38 zum Stilfser Joch nehmen und in Gomagoi der Beschilderung nach Sulden folgen (SS 622). Alternativ von Meran auf der SS 38 durch den Vinschgau über Naturns, Schlanders bis Gomagoi und weiter nach Sulden fahren.
Den Ort Sulden passieren bis zum Sessellift Langenstein. Dort kann problemlos geparkt werden.
Details zur Tour
Am Parkplatz in Sulden haben wir Gundula und Sepp getroffen. Von der Bergstation der Sesselbahn waren es noch ca. 3 km und 350 Höhenmeter bis zur Hintergrathütte, ideal zum "Füssevertreten" nach der langen Autofahrt. Die Schutzhütte liegt auf 2.661 m Seehöhe, nordöstlich des Suldenferners. Von der Hütte kann nicht nur der Ortler ber den Hintergrat bestiegen werden, sondern auch der Monte Zebrù sowie die Königsspitze.
Nach dem Beziehen der Lager gab es ein typisches Hüttenessen: Südtiroler Schüttelbrot mit Speck als Vorspeise und zur Stärkung für den nächsten Tag Pasta Pomodoro.
Der Hüttenabend dauerte nicht zu lange, mussten wir doch am nächsten Tag früh auf. Um 4:00 Uhr rief der Hüttenwirt „Hintergrathütte“ bei der Tür herein - da waren alle munter. Nach dem Frühstück geht's gleich los. Mit der Stirnlampe starten wir von der Hütte über einen Moränenweg Richtung Westen zu den Ausläufern des Hintergrates. Von dort geht es über teils steile Kehren bergauf. Immer wieder muss auf Steinschlag geachtet werden.
Einige Eis- & Schneeflanken sind zu queren, bevor es auf den zunächst einfachen Felsgrat des Signalkopfes geht. Die erste Schlüsselstelle der Tour: eine steile Verschneidung, versichert mit vier Haken und einer Kette. Sicheres Klettern im alpinen Gelände und höchste Konzentration sind gefragt. Unsere Gruppe, geführt durch Gundula und Sepp, schafft die Stelle problemlos. Das zu dem Zeitpunkt unbeständige Wetter - Nebelschwaden ziehen am
Himmel - verwehrt uns den sicher atemberaubenden Ausblick über den Grat.
Von nun an geht es luftig über den in Nebel gehüllten Grat zum ersten Firnaufschwung. Mit Pickel und Steigeisen steigen wir am Seil über den 40° steilen Firngrat auf. Die Verhältnisse sind perfekt - immer wieder blitzt die Sonne durch und der Schnee erlaubt sicheres und rasches Vorankommen.
Fortan geht es in leichter alpiner Gratkletterei weiter bis auf den Gipfel des Ortler.s Das Wetter wird zunehmend besser und der Wind zerreisst den Nebel.
Abstieg
Nach einer wohlverdienten Pause und dem gemeinsamen Gipfelfoto geht es am Seil Richtung Payerhütte. Der Abstieg erfolgt über den Normalweg, der auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Steile Schnee- & Eisabbrüche sowie einige Felspassagen sorgen für einen abwechslungsreichen Abstieg.
Am Weg ins Tal darf ein Halt in der Payerhütte nicht fehlen. Der Ausblick auf die zurückgelegte Strecke und das Ortlermassiv sind eindrücklich und die Verpflegung bestens.
TIPP: Der Linzer Kuchen auf der Payerhütte ist der beste, den ich je gegessen habe, und glaubt mir, ich hab schon viele probiert. Für den ein oder anderen, darf das Gipfelbier natürlich nicht fehlen.
Von der Payerhütte geht es über Felskuppen und Geröllhänge zur Tabarettahütte, von dort über markierte Wanderwege zurück ins Tal.
Die lange und abwechslungsreiche Hochtour verlangt souveränes Vorankommen in Fels & Eis sowie die nötigen Kletter- und Sicherungskenntnisse. Mit der Erfahrung und Führung von Gundula und Sepp war die Tour ein wahrer Genuss und eines der schönsten Bergerlebnisse.