SKITOUREN im ATLASGEBIRGE
Marokko
Traumhafte Skitouren im einzigartigen Firn des Hohen Atlas, gepaart mit dem orientalischen Flair Marrakeschs, charakterisieren diese außergewöhnliche Skitourenreise.
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Planung & Vorbereitung
Um die Skitouren in Marokko richtig genießen zu können, unternahmen wir zur Vorbereitung viele Touren in den heimischen Bergen. Spitzkehren im steileren Gelände funktionieren dann gut, das Gehen mit Harscheisen klappt auch!
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Anreise & Ausgangspunkt
Nach wenigen Stunden im Flugzeug erreichen wir Marrakesch und tauchen sofort in eine neue Welt ein. Marrakesch liegt in einer Ebene nördlich des Hohen Atlas in einer Höhe von 450 m und zählt neben Meknes, Fes und Rabat zu den Königsstädten Marokkos. Gleich nach der Ankunft schnuppern wir orientalische Luft – unser Taxi bringt uns vom Flughafen in unser „Riad“, wo wir mit dem traditionellen Pfefferminztee gastfreundlich empfangen werden. Ein Riad ist ein Stadthaus in der Medina (Altstadt), in dem die Zimmer um einen Innenhof, traditionellerweise mit Garten, angeordnet sind. Unser Riad liegt in unmittelbarer Nähe des Djemaa el Fna - dem berühmten Platz der Henker - einem lebendigen Ort der Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer und Gaukler. Dieser geheimnisvolle, orientalische Platz wird gleich am 1. Tag von uns erkundet. Am Abend probieren wir in unserem Riad Tajines und Couscous, typisch für die marokkanische Küche.
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Details zur Tour
Am nächsten Morgen geht es los in Richtung Berge. Die Reise führt uns durch kleine Dörfer, die Landschaft wird karger. Nach 3 Stunden erreichen wir Imlil (1.740m), ein Berberdorf im Mizame-Tal. Unsere Unterkunft ist ein einfaches Gästehaus. Dort werden wir wiederum freundlich mit Pfefferminztee empfangen. Imlil liegt eingebettet in eine Gebirgslandschaft. Viele Gipfel sind zu sehen, darunter auch der Toubkal (4.167m), die höchste Erhebung des Hohen Atlas.
Der Ausgangspunkt unserer ersten beiden Touren ist allerdings ein noch kleineres Berberdorf namens Tacheddirt, auf 2.400m gelegen, welches in kurzer Zeit von Imlil mit den Autos erreicht wird.
Das erste Tourenziel ist Jebel Likemt (3.625m). Da in diesem Jahr wenig Schnee liegt, werden unsere Ski vorerst auf Maultiere verladen. Die ersten 200 Höhenmeter überwinden wir ohne Ski. Danach gelangen wir über weite Hänge auf unseren 1.Gipfel.
Am 2. Tourentag teilt sich die Gruppe – 2 Teilnehmer entscheiden sich für eine Skitour auf den Jbel Bou Iguenouane (3.882m). Der Großteil der Gruppe unternimmt eine Bergtour auf den Tizi n´Tacheddirt (3.230m). Gemeinsam fahren wir nach den Touren zurück nach Imlil.
Unser nächstes Ziel ist die Toubkal/Neltner-Hütte (3.207m). Unser Gepäck wird in Imlil auf Maultiere verladen, wir steigen mit unserem Tagesrucksack den immer steiler werdenden Pfad empor. Der Aufstieg ist nicht nur landschaftlich interessant. Eine kleine Ortschaft liegt am Weg. Viele Waren wie Fossilien, Kleidung und Schmuck, werden zum Verkauf angeboten. Die Berber sind nicht nur in Marrakesch geschäftstüchtig! Frisch gepresster Orangensaft wird oft entlang des Weges als herrliche Erfrischung offeriert. Für den Aufstieg von 1.500 Höhenmetern benötigen wir etwa 5 Stunden.
Die Neltner-Hütte ist in den kommenden Tagen der Ausgangspunkt für drei schöne Touren. Auf Grund der Verhältnisse wählen wir Akioud (4.035m), Djebl Toubkal (4.167m) und Tizi n`Ouanoums (3.680m) als Tourenziele aus. Das Wetter ist während der gesamten Zeit herrlich. Nach der Skitour auf den Akioud entscheiden wir, den Toubkal auf Grund der Schneesituation ohne Ski zu bewältigen. Früh am Morgen brechen wir auf. In 5 Stunden haben alle Teilnehmer nach 970 Höhenmetern den Gipfel erreicht. Wir genießen ein eindrucksvolles Panorama.
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Bergrettungseinsatz - ein Unfall auf über 4.000m
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Nach einer ausgiebigen und gemütlichen Gipfelrast passiert ein Unglück. Während der Aufnahme der Gipfelfotos gerät ein Teilnehmer mit dem Fuß zwischen zwei Steine, kippt um, stürzt und verletzt sich schwer, wie sich später herausstellen wird. Die Gruppe besteht aus 12 Teilnehmern, darunter 5 Bergretter. Bei dem Verletzten handelt es sich auch um einen Bergretter.
Nun wird die Lage von einer Sekunde auf die andere sehr ernst. Wir befinden uns auf dem Gipfel des Toukal in einer Höhe von 4.167m. Das Wetter ist zwar schön, es ist jedoch bitterkalt und es weht ein unangenehmer, eiskalter Wind. Eine einheimische Bergrettung oder ein Hubschrauber ist hier nicht vorhanden. Der Unterschenkel des Verletzten liegt in einem unnatürlichen Winkel von beinahe 90°. Nun muss schnell gehandelt werden: Der Bergschuh wird ausgezogen, das Bein wird eingerichtet. Schnell sind drei Samsplint (Schienen) zur Hand, die verletzte Extremität wird geschient. Wärmebeutel werden von den Gruppenmitgliedern eingesammelt – jeder Teilnehmer hat welche im Rucksack. Der Körperkern und vor allem das verletzte Bein wird mit Wärmebeuteln „gepflastert“. Ein Schmerzmittel (Parkemed) wird verabreicht. Auf Grund der Kälte und des Windes – ernsthafte Faktoren für eine rasche Unterkühlung – gilt es, so schnell wie möglich aus dem Gipfelbereich zu gelangen.
Wegen des unwegsamen Geländes wird der Verletzte ca. 150 - 200 Höhenmeter „huckepack“ getragen. Die Teilnehmer wechseln sich ab. Am Beginn einer breiten Schneerinne wird der Verletzte weiterversorgt. Für den weiteren Abtransport wird mit Biwaksäcken eine behelfsmäßige Trage gebaut. Alufolien, Anoraks und andere Kleidungsstücke schützen vor weiterer Auskühlung. Mit dieser Art Biwaksackschleife können nun 6 Personen gleichzeitig die Last tragen und den Verletzten in Richtung Hütte transportieren.
Die Situation bestätigt, wie wichtig es ist, die richtige Ausrüstung im Rucksack zu haben: Biwaksack, Samsplint, Wärmebeutel, Reepschnur, warme Getränke etc. In der Zwischenzeit steigen einheimische Bergführer und Träger auf, um beim Abtransport zu helfen. Die 1.000 Höhenmeter vom Gipfel zur Hütte werden relativ rasch, in ca. 3,5 Stunden, bewältigt. Dies ist nur möglich, weil alle Gruppenmitglieder tatkräftig mithelfen. Bei der Hütte angekommen, scheint ein Hubschraubertransport nach Marrakesch, allerdings erst nach Bekanntgabe einer Kreditkartennummer, möglich.
Aufgrund schlechter Sicht kann der Hubschrauber in Marrakesch jedoch nicht starten. Nun wird der Verletzte auf einem Maultier weitere 2,5 Stunden ins Tal getragen. In Imlil wartet das Ambulanzauto. 70 km weit entfernt liegt das Krankenhaus von Marrakesch. Nach Kontaktaufnahme mit der Air Ambulance in Innsbruck erfolgt nach einem 3-tägigen Aufenthalt im Krankenhaus der Heimflug. Bei diesem Flug handelt es sich am Ende um den geplanten Heimflug mit der Gruppe. Am Flughafen in München ist der Transport nach Kalwang ins UKH organisiert.
Zurück in der Toubkal-Hütte: Bis auf den Verletzten und dessen Ehefrau, die mit ins Tal absteigt, erlebt der Rest der Gruppe einen sehr emotionellen Abend. Der Unfall und die Bergung werden aufgearbeitet, jeder äußert sein Empfinden. Das Unglück hat die Gruppe noch stärker zusammengeschweißt.
Der letzte Tourentag führt uns auf den Tizi n`Ouanoums, eine kleine Tour, die wir vor dem Abstieg ins Tal unternehmen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Imlil fahren wir zurück nach Marrakesch.
Wir verbringen in dieser faszinierenden Welt noch einen interessanten Tag. Eine Stadtführung und die Souks warten auf uns. Beinahe verlieren wir uns im Labyrinth der Gässchen, Durchgänge, Gewölbe und Sackgassen.
Mit einem traditionellen Abendessen in unserem Riad geht unser Marokko-Abenteuer langsam zu Ende. Wir haben während der letzten 10 Tage viele außergewöhnliche Situationen erlebt, positive wie negative, haben Kameradschaft und Hilfsbereitschaft erfahren und vor allem viele Freunde gefunden.